
„Wie eine Mutter für mich“
„Noch nie habe ich jemanden getroffen, der sich so für mich eingesetzt hat“, sagt Mahdi über seine Pflegemutter. Bei Kathi fand der minderjährige unbegleitete Flüchtling – im Fachjargon UMF genannt – ein Zuhause, Sicherheit und eine Zukunftsperspektive.
Wie hast du das erste Kennenlernen mit der Pflegemutter erlebt?
Mahdi: Die Pflegemutter ist in die Unterkunft gekommen, in der ich damals gemeinsam mit anderen Jugendlichen gelebt habe. Sie und andere Ehrenamtliche aus dem Dorf sind gekommen, um mit den Jugendlichen Deutsch zu lernen, mit uns Spiele zu spielen und Zeit mit uns zu verbringen. Nach mehreren Treffen tauschten wir dann irgendwann die Telefonnummern. Die Pflegemutter holte mich dann öfters für Ausflüge ab und lernte intensiver mit mir Deutsch.
Kannst du deine Pflegemutter ein bisschen beschreiben – was magst du besonders an ihr?
Mahdi: Sie hat einen guten Charakter. Sie war immer nett zu mir und hat mich wie ein Kind großgezogen. Sie ist ein gutherziger Mensch. Noch nie habe ich jemanden getroffen, der sich so für mich eingesetzt hat. Sie ist für mich wie eine Mutter geworden. Auch wenn ich ausziehe, wird sie wie eine Mutter für mich bleiben.
Wie hat sie dich unterstützt, was war da für dich besonders wichtig?
Mahdi: ÜBERALL. Deutsch lernen, Arztbesuche, Lehrstellensuche, Berufsschule, sie war beim Bewerbungsgespräch für die Lehrstelle dabei, beim Auto aussuchen – als ich den Führerschein geschafft habe. Das Wichtigste und Schönste für mich war, dass sie mir ein Zuhause gegeben hat und dass sie bei der Gerichtsverhandlung in Wien, als es um meinen Aufenthaltstitel ging, dabei war.
Hast du große Sehnsucht nach deiner Familie? Wie bist du mit dieser in Kontakt?
Mahdi: Ja, ich habe große Sehnsucht, aber ich habe meine Familie schon seit acht Jahren nicht mehr gesehen. Jetzt habe ich zwar einen Aufenthaltstitel, ich darf aber nicht nach Afghanistan einreisen. Wir versuchen jeden zweiten Monat zu telefonieren. Das hängt aber auch von der Telefonverbindung ab.
Wie ist heute die Beziehung zu deiner Pflegemutter?
Mahdi: Sie ist meine Familie hier in Österreich. Manchmal streiten wir, aber dies tut man in jeder Familie. Ich lebe noch mit meiner Pflegemutter zusammen … irgendwann werde ich in meine eigene Wohnung ziehen.
Wie geht es dir heute? Wie lebst du? Wie stellst du dir deine Zukunft vor?
Mahdi: Heute geht es mir viel besser als vor vier Jahren, ich habe viel geschafft – Ausbildung, Führerschein, Auto, Deutsch gelernt, Aufenthaltstitel bekommen – jetzt tu ich mir leichter, hier mit Menschen zu reden. Meine Zukunft – ich will so weitermachen wie bisher!
Wie habt ihr die Begleitung durch den Pflegekinderdienst erlebt? Und wie die Unterstützung durch die Kinder- und Jugendhilfe?
Mahdi: Die Begleitung durch den Pflegekinderdienst war gut. Wenn wir nicht mehr weiterwussten oder Hilfe brauchten, stand uns Isabella zur Seite. Wir wussten, wir können uns bei Isabella melden, wenn eine Schwierigkeit auf uns zukommt. Das hat vieles leichter gemacht, zu wissen, dass uns jemand unterstützt. Die Kinder- und Jugendhilfe habe ich auch als Unterstützung erlebt, wenn wir was gebraucht haben oder etwas nicht wussten, dann konnten wir auch dort nachfragen.